Wir laden Sie herzlich ein zum Vortrag „A Global Cooperative Commonwealth? The International Diffusion of the Cooperative Movement since 1800“ von Prof Dr Sebastian Kohl am 3. Februar um 18:00 Uhr s.t. ein. Der Vortrag findet an der Goethe-Universität Frankfurt im PEG statt (1.G 165). Er wird in englischer Sprache stattfinden.

Vor dem Aufkommen nationaler Wohlfahrtsstaaten und deren nahezu universeller globaler Verbreitung begannen dezentrale kooperative Wohlfahrtsinstitutionen, die auf den Prinzipien der Selbsthilfe, freiwilligen Partizipation und demokratischer Governance basierten, die durch den Niedergang der Zünfte entstandene Wohlfahrtslücke im frühen 19. Jahrhundert zu schließen. Während die numerische Abnahme dieser Institutionen im Westen vielfach untersucht wurde, analysiert dieser Beitrag die Faktoren, die zu ihrer erfolgreichen globalen Diffusion beigetragen haben. In ihrer modernen Form im Vereinigten Königreich entstanden, zeigt dieser Artikel, wie sich die kooperative Wohlfahrt weltweit verbreitete und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nahezu alle Länder erreichte. Unsere Untersuchung ergibt, dass Genossenschaften – im Gegensatz zur Einführung von Wohlfahrtsstaaten – primär aus wirtschaftlicher Notwendigkeit entstanden. Sowohl Wohlfahrtsstaaten als auch Genossenschaften prosperierten in demokratischen Umfeldern und entwickelten sich tendenziell unter nicht-linken Regierungen besonders stark. Länder mit einem Common-Law-System und einer britischen kolonialen Vergangenheit neigten dazu, Verbraucher-Genossenschaften früher zu etablieren, während skandinavische und dem deutschen Rechtstradition folgende Staaten Vorreiter in den Bereichen Wohnungs-, Banken- und Agrargenossenschaften waren. Obwohl transnationale Bewegungen 1895 in der Gründung der International Cooperative Alliance (ICA) gipfelten, zeigen unsere Ergebnisse, dass sich Genossenschaften funktional von einem Sektor zum anderen ausbreiteten, anstatt sich geografisch von Nachbarländern zu verbreiten. Abschließend kommen wir zu dem Ergebnis, dass Länder mit einer etablierten genossenschaftlichen Tradition mit größerer Wahrscheinlichkeit umverteilende Wohlfahrtsstaaten entwickelten.